Den Spaß ernster nehmen
Kein Festakt, keine Festreden, keine Jubiläumsschriften. Dafür Fortbildung mit Herz, Hirn und Humor. So hat die Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche ihr 50-jähriges Bestehen zusammen mit ihrem Netzwerk und dem Humor-Experten und Moderator Felix Gaudo gefeiert. Seine Botschaft: "Wir müssen den Spaß ernster nehmen."
Die Herausforderungen im Berufsalltag in durch Krisen geprägten Zeiten erzeugten neue Belastungen, die oftmals einhergingen mit gesundheitlichen Folgen. "Humor hilft, den eigenen Blickwinkel zu verändern und damit die Situation zu einer anderen zu machen", so Felix Gaudo. Die gute Nachricht dabei: "Humor ist keine Frage von Begabung. Humor ist eine Haltung und erfordert Kompetenzen."
Eine kleine Aufgabe ließ die Anwesenden gleich erspüren, was gemeint war. In Zweier-Gruppen sollte sich ausgetauscht werden, worüber man am Vortag gelacht habe. Die Mehrheit der Anwesenden musste lange überlegen. "Das liegt aber nicht daran, dass es nichts gab", erklärte Comedian Felix Gaudo sogleich. "Jeder Tag hat heitere Momente. Unser Gehirn ist nur evolutionsbedingt kein gutes Organ zum Glücklich sein, denn das sichert nicht das Überleben." Das Gehirn aber darauf zu trainieren, den Fokus anders auszurichten, mache stressresistenter, gesünder und sorge langfristig für eine Haltungsänderung. Daher auch: "Wir müssen den Spaß ernster nehmen."
Durch den humorvollen Blick auf Situationen werde zudem eine neue Kommunikation möglich. "Humor schafft inneren Abstand. Die eigene Wirklichkeit und die der anderen kann dadurch relativiert und miteinander versöhnt werden", so Felix Gaudo. Was er meint, zeigte die nächste Übung. Es galt, in einem Gruppenspiel auf ein Zählkommando hin den Finger des Nachbarn zu schnappen. Zahlreiche Fehlstarts sorgten für zahlreiche aktive Lachmuskeln. "Wann lachen wir gerade?", fragte der Comedian gleich. "Genau, wenn wir Fehler machen. Das ist auf der Arbeit ja nicht wirklich so."
Dabei sei Humor der Schlüssel für eine gelassene und konstruktive Fehlerkultur. "Humor macht uns motiviert und kreativ. Er ist unser sozialer Klebstoff, schafft Verbindung, Vertrauen und Kooperationsbereitschaft", so Felix Gaudo. Umgekehrt sei Humorlosigkeit ein Zeichen von Angst vor Kontrollverlust und zeuge von fehlender Kompetenz. "Dabei ist gerade die psychologische Sicherheit der Motor für erfolgreiche Teams."
Die Ein-Wort-Geschichte eröffnete weitere Humor-Horizonte. Zwei Personen sollten je im Wechsel ein Wort benennen und so gemeinsam eine Geschichte entwickeln. "Wenn ich anfange, habe ich eine Geschichte im Kopf. Mein Gegenüber macht aber völlig anders als geplant weiter. Es geht darum, genau in diesem Moment Ja zu sagen und mich auf die veränderte Situation einzulassen", erklärte Felix Gaudo. "Diese Fähigkeit zum Reframen hilft dann zum Beispiel auch in Konfliktgesprächen. Bestenfalls laden wir unser Gegenüber damit ein, gemeinsam konstruktiv zu werden."
Humorvolle Kommunikation brauche darüber hinaus auch eine ordentliche Portion Mut. "Letztlich geht es um try and fail. Und dann um try and fail better. Der Fokus sollte aber immer auf den Ressourcen liegen und nicht auf den Defiziten", so Felix Gaudo. Der Gesundheit ist dieses Humor-Training allemal förderlich. "Eine Minute Lachen ist wie zehn Minuten Joggen für das Herz-Kreislaufsystem. Es stärkt unser Immunsystem und wirkt sich positiv auf den Hormonhaushalt aus." In diesem Sinne haben die Teilnehmerinnen und Teilnehmer dieses besonderen Jubiläums an diesem Nachmittag einen erfolgreichen Halbmarathon absolviert.
Information
Felix Gaudo ist Moderator, Clown, Autor und Humor-Experte. Er ist Gastdozent an vielen Pädagogischen Instituten, Fachlicher Leiter der Stiftung Humor Hilft Heilen, ist Träger des Trainer-Preises "Launeus-Award" und Autor des Buches "Lachend lernen - Humortechniken für den Unterricht", über das Eckart von Hirschhausen sagt: "Prädikat: pädagogisch höchste Zeit!"