Diese Krankheit isoliert einen
"Diese Krankheit isoliert einen." Mit diesem Satz fasst eine Teilnehmerin des Gesprächskreises Demenz ihre Situation zusammen. Das Gefühl, alleine zu sein, überwiegt bei vielen Angehörigen, die einen demenziell erkrankten Menschen pflegen. "Weil diese Krankheit immer noch ein Tabuthema ist", sagt Gabriele Buchholz. Sie ist die zuständige Ansprechpartnerin im Caritasverband Gladbeck, der den Gesprächskreis gemeinsam mit der Barmer Krankenkasse anbietet. "Man kann sich auch schwer vorstellen kann, welche Situationen im Alltag mit einem demenziell Erkrankten entstehen, wenn man sie nicht selbst erlebt."
"Um mit der Situation umgehen zu können, braucht man Hilfe, Unterstützung und Anregung", sagt Gabriele Buchholz weiter. Und damit meint sie nicht nur die Beratung in Sachen Gelder, Anträge, Pflegeleistungen und -grade sowie Entlastungsmöglichkeiten. Es sind vor allem die kleinen und großen Situationen im Alltag mit dem erkrankten Menschen, die herausfordern und immer wieder das Gefühl erzeugen, allein zu sein. Im Gesprächskreis erfahren die Teilnehmenden, dass sie eben nicht alleine sind.
"Ganz wichtig ist auch, die Situation offen zu benennen und ehrlich zu sein", rät Gabriele Buchholz. "Sonst macht man es sich schwerer, als es ohnehin schon ist." Schwer ist dabei nicht nur die körperliche Arbeit der Pflege und Betreuung rund um die Uhr. "Das schlechte Gewissen ist auch ein ständiger Begleiter", erzählt eine Teilnehmerin, die ihren Mann pflegte, bis eine stationäre Aufnahme unabwendbar war. Zudem musste sie ihm nach der Diagnose versprechen, niemandem davon zu erzählen. "Das geht irgendwann nicht mehr. Und dann fühlt man sich schuldig." Ein anderer Teilnehmer ergänzt: "Im Prinzip enteignet man seinen geliebten Menschen Stück für Stück. Das tut weh."
"Rund 70 Prozent der pflegenden Angehörigen sind in psychologischer Behandlung", ergänzt Gabriele Buchholz. "Manche pflegen bis zur Erschöpfungsdepression. Dabei ist niemandem geholfen. Nur, wenn es dem Pflegenden gut geht, wird es auch dem Erkrankten gut gehen." Daher stellt sie im Gesprächskreis die Möglichkeit einer Kur für pflegende Angehörige vor. "Der Betroffene kann dabei kostenlos mitreisen und wird betreut. Der pflegende Angehörige zahlt die übliche Selbstbeteiligung von 10 Euro am Tag."
Eine Teilnehmerin kann aus eigener Erfahrung berichten: "Diese Kur hatte einen hohen Erholungswert. Auch hatte ich endlich die Zeit, mich in Ruhe mit unserer Situation auseinanderzusetzen. Das verändert auch das Denken." Auf sich zu achten, Auszeiten zu planen, Hilfe in Anspruch zu nehmen und einen Plan B für Akutsituationen zu haben, rät auch Gabriele Buchholz. "Denn mit dieser Krankheit kann man nur im Moment leben und versuchen, es sich so schön wie möglich zu machen. Man weiß nicht und kann auch nicht absehen, was morgen sein wird."
Das Angebot des Gesprächskreises wird von der Barmer Krankenkasse finanziert. Die Pflegebedürftigen werden in dieser Zeit von Fachkräften und ehrenamtlichen Helfern in der Tagespflege des Johannes-van-Acken-Hauses betreut. "Wir haben noch freie Plätze", sagt Gabriele Buchholz. "Für Versicherte aller Kassen ist die Teilnahme kostenfrei, einfach anrufen und anmelden."
Anmeldung bei:
Gabriele Buchholz
Senioren und Pflegedienste - Stabsstelle Netzwerkarbeit
Tel.: 02043 / 373 - 454
gabriele.buchholz@caritas-gladbeck.de